04.09.2019
Die Planungen am Dornberg gehen auch hinsichtlich der Mobilität neue Wege, die es den künftigen Bewohnern leichter machen, auf das eigene Auto zu Gunsten von Bus und Bahn, Rad und Fußweg zu verzichten. Bereits heute gibt es ermutigende Beispiele.
Heike Rittiger pendelt von Griesheim nach Nieder-Ramstadt. Sie legt die 13 Kilometer mit dem E-Bike zurück, quer durch Darmstadt. Über weite Strecken überholt sie Autos, in denen meist nur eine Person sitzt. Die Autos brauchen länger, denn sie stehen im Stau. Heike Rittiger ist froh, nicht auch im Auto sitzen zu müssen, sondern sich bewegen zu können. „Das ist mein Ausgleich für den Job“, sagt sie. Sie leitet den Familien unterstützenden Dienst (FuD) Rhein-Main und hat ihr Büro in Mühltal, einen Bereich mit mehr als 100 Mitarbeitenden. Zwei Packtaschen am Rad nehmen Notebook und Arbeitsunterlagen auf, aber auch Kleidung. Wetterfeste Kleidung, Helm und Warnweste sind unverzichtbar im Straßenverkehr und auf unbefestigten und unbeleuchteten Waldwegen, eignen sich aber nicht für den Arbeitsalltag. „Darmstadt hat noch Luft nach oben, was Fahrradwege angeht, in Mühltal ist es auch wegen des geringeren Autoverkehrs angenehmer zu fahren“, sagt Heike Rittiger. Sie hat den eigenen PKW abgeschafft. Für Dienstfahrten in den Odenwald gibt es den Fahrzeugpool der NRD sowie die Carsharing-Angebote am Fliednerplatz und in der Wichernstraße. Nur an besonders krassen Tagen, wenn es Hunde und Katzen regnet, wünscht sie sich ein Jobticket, um kostengünstiger die Straßenbahn nehmen zu können als mit dem Einzelticket. Noch besser wäre ein Hessenticket, um auch bei Ausflügen nicht wieder auf ein Auto angewiesen zu sein. Noch haben die Verkehrsgesellschaften keine passenden Angebote für Unternehmen wie die NRD.Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Agnes Hacker (Foto) und ihr Mann Semin Klisura wohnen mit ihren drei Kindern in Nieder-Ramstadt und arbeiten beide bei der NRD – er seit 27, sie seit fünf Jahren. „Das Familienauto nutzt im Alltag fast ausschließlich mein Mann, er betreut Klient*innen in Darmstadt und braucht dazu manchmal auch seinen PKW“, sagt Agnes Hacker. Sie selbst und ihre Söhne sind in Mühltal in der Regel mit dem Rad unterwegs. Die beiden Großen strampeln selbst, der Kleinste fährt noch mit Mama, entweder auf dem Kindersitz oder im Anhänger.„Den Anhänger nutze ich auch fürs Einkaufen“, sagt Agnes Hacker, „und deswegen werde ich mir vielleicht ein E-Bike anschaffen. Mit Kind und Einkäufen fährt es sich dann einfach leichter.“ Alleine radeln lässt sie die beiden älteren Kinder, 6 und 10, aber im Ort nur auf den Wegen entlang der Modau.
Ingrid Wilker wohnt seit November 2018 am Fliednerplatz. Die letzten 20 Jahre hat sie in Rheinbach in der Nähe von Bonn gelebt. Nach dem Tod ihres Mannes zog es sie in die Heimat zurück, näher zu ihren Kindern und Enkeln. Von ihrem Auto hat sie sich kurz nach dem Umzug getrennt: „Es fehlt mir nicht. Ich brauche es nicht mehr“, sagt sie, „ich kann hier alles, was ich brauche, zu Fuß und per Bus erreichen. Für größere Einkäufe nehme ich mein Rollwägelchen und fahre mit dem Bus runter an die Rheinstraße. Auch die Haltestelle für den Bus nach Darmstadt ist nur ein paar Schritte entfernt. Mein Hausarzt ist am Fliednerplatz, der Friseur auch. Ich stöbere gern mal im Secondhand-Shop, das ist ein ganz toller Laden. Hin und wieder gehe ich ins Schwimmbad oder nehme an der Gymnastikstunde teil, die kostenlos von Nachbarn im Gemeinschaftsraum hier im Haus angeboten wird. Ich fühle mich hier bestens versorgt
und aufgehoben.“